Bauernhof in Pattersdorf (heute: Bartoušov)

Eine Vertriebene aus Böhmen
Bauernhof in Pattersdorf (heute: Bartoušov)

Wir wohnten in Pattersdorf, einem kleinen Dorf nördlich von Iglau in Böhmen. In unserem Dorf  lebten nur 30 Prozent Tschechen, der Rest waren Deutsche. Einen halben Monat nach meiner Geburt, im Jahre 1939, zogen auch schon die deutschen Soldaten ein. Aber mein Vater, der schon im ersten Weltkrieg gekämpft hatte, trat dem Krieg von Anfang an skeptisch gegenüber. Anfangs war das Verhältnis zwischen den Tschechen und uns Deutschen sehr gut, allerdings wurde es nach dem Einmarsch der Nazis immer schlechter. Zwei Tage vor der Geburt meines  Bruders, im Mai 1945, standen die Russen an der Oder. Ab da ging es los.

Im Krankenhaus sagten sie meiner Mutter, dass zu Hause die Tschechen alle Deutschen im Dorf erschießen würden. Da es keine Möglichkeit gab meine Mutter abzuholen, musste sie nach der Entbindung fünf Kilometer nach Hause laufen. Auch unser Nachbar warnte uns und so baute mein Vater einen Verschlag aus Brettern in den Misthaufen. Dort musste wir dann die Nacht verbringen. Die Entwarnung kam am nächsten Morgen vom Nachbarn: die Russen hatten den Tschechen das Morden an Deutschen untersagt.

Am 20. August  war dann der Tag gekommen, an dem die tschechischen Soldaten vor der Tür standen. Wir hatten genau eine Stunde Zeit, unser Haus zu räumen. Bis Mitte Dezember wohnten wir nun  auf einem Bauernhof wenige Dörfer weiter.