Der Selbstmord

Konstantin Biebl - Freiheit im Freitod
Der Selbstmord

Konstantin Biebl nahm sich am 12. November 1951 das Leben. Im Alter von 53 Jahren stürzte er sich aus dem Fenster seiner Prager Wohnung im fünften Stock.

Biebls Lebenswelt scheint bereits durch seinen Militärdienst während des Ersten Weltkrieges einschneidende Veränderungen erfahren zu haben. In seinen Werken nach der Zeit auf dem Schlachtfeld spiegelt sich seine Furcht vor dem was noch kommen mag. Unterschwellig erklingen darin melancholische bis schwarzseherische Zukunftsvisionen für ihn als Mensch und die Gesellschaft.

Biebls pessimistischer Blick in die Zukunft schien sich nach der Machtübernahme der kommunistischen Partei zu bewahrheiten. Diese beschuldigte ihn, in seinen Werken den sozialistischen Realismus zu verachten und ließ ihn und seine Familie durch den Geheimdienst beobachten.

Anzunehmen ist, dass diese Belastungen und die Angst, selbst Opfer eines grausamen Schauprozesses zu werden, schlussendlich ihren traurigen Tribut forderten. Er entschied sich, seinem Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen.

Trotzdem wurde hartnäckig versucht, das Motiv des Selbstmordes von politischen und historischen Gegebenheiten zu distanzieren. Stattdessen hieß es in offziellen Darstellungen, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung habe Biebl depressiv werden lassen.

Die genauen Umstände und der tatsächliche Grund für seinen Freitod blieben bis zuletzt ungeklärt.

In Reiner Kunzes 1986 erschienenen Gedichtband „Eines jeden einziges Leben“ widmete er seinem Kollegen die folgenden Strophen:

Reiner Kunze - Der Tod des Dichters Konstantin Biebl

(Bild: Denkmal des nationalen Schrifttums / Památník národního písemnictví)