29 Jahre ein Bein der "Spinne"
Der anstrengende aber schöne Fabrik-Alltag

Bildquelle: Selfaktor 1897 Steuerung (Headstock) Tuchfabrik Mueller, Imus Eus, CC 4.0 BY

Fast alle Frauen in der DDR waren berufstätig, da die Frauen- und Familienpolitik der DDR für die Frauen eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichte. Gründe für die Frauenarbeit waren wirtschaftlicher und sozialer Art. Ilona Wippich hat ihre komplette Berufsausbildung in der DDR absolviert und arbeitete im VEB Baumwollspinnerei Naunhof. Gearbeitet wurde von Montag bis Samstag, jeden Tag acht Stunden und in drei Schichten. Nur sonntags war frei.

Ilona Wippich beschreibt die Tätigkeit in der Spinnerei als sehr anstrengend, da man die Normen erfüllen musste, um seinen Lohn zu bekommen. Das Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt im Unternehmen schildert Frau Wippich allerdings als positiv. Die Arbeitsbedingungen der Spinnerinnen und Zwirnerinnen waren schlecht, weil die Luft sehr staubig war und in gebückter Haltung gearbeitet wurde. Andererseits wurde aber auch eine Grünfläche angelegt, welche den Frauen eine angenehme Pause in der frischen Luft ermöglichte. Ilona Wippich erzählt, dass die Arbeitsatmosphäre entspannt war und dass es für sie keinen Grund gab, die Fabrik zu verlassen.

Das Verhältnis von Männern und Frauen war relativ unausgeglichen: 70% der Arbeitskräfte im Betrieb waren Frauen und 30% waren Männer. Die Männer arbeiteten entweder in Führungspositionen oder in Handwerksabteilungen, wenn beispielsweise eine Maschine repariert werden musste. Für Ilona Wippich war die Gleichstellung der Frau im Betrieb spürbar, da man sich als Frau einerseits qualifizieren konnte und außerdem versucht wurde, den Frauen eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Die Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, war für Frau Wippich kein großes Problem, da beispielsweise 1954 ein Betriebskindergarten eröffnet wurde. Außerdem wurden die Angestellten durch Schichtbusse zur Arbeit gebracht und ein Betriebssportverein wurde zur Verfügung gestellt.

Ein sehr besonderer Tag für Ilona Wippich war immer der Frauentag am 8. März. An diesem Tag wurden im Betrieb Auszeichnungen verliehen und es fand eine Festveranstaltung statt.