Erfolg, Zerfall und Neugeburt
Vertreibung nach Obernberg am Inn

Bild: Olena Yefimenko

Schon bevor die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg begann, hatten die Leute eine leise Ahnung, was auf sie zukommen würde. Deswegen hat auch Steinbrener versucht, möglichst viel Rohware seiner Firma schon vor dem Kriegsende auszulagern. Als es dann tatsächlich soweit war, dass die Amerikaner in Winterberg einmarschieren wollten, spielte Steinbrener für seine Heimatstadt nochmals eine große Rolle, bevor er selbst vertrieben wurde. Im Auftrag des damaligen Bürgermeisters ritt er mit einer weißen Flagge auf das Feld hinaus und hielt dadurch die Amerikaner davon ab, die Stadt zu zerstören. Diese Tat machte ihn bei seinen Mitbürgern noch beliebter.

Dann aber kam der Tag, an dem die gesamte Familie Steinbrener wie alle Sudetendeutschen, auf Befehl der tschechischen Regierung das Land verlassen muss.

Damit noch nicht genug: Die Firmengebäude und Maschinenhallen mussten entschädigungslos zurückgelassen werden. Letztendlich kam es dann sogar so weit, dass die Familie an der Grenze ihres kompletten Besitzes beraubt wurde. Aber hört selbst:

Zusätzlich hat die tschechische Nachfolgefirma die zuvor versteckte Rohware  von den Amerikanern zurückverlangt. Die haben sie widerstandslos zurückgegeben. Jetzt besaß die neunköpfige Familie tatsächlich nur noch das, was sie am Leibe trug.

Ganz ausweglos war die Lage der Steinbreners aber nicht. Sie hatten nämlich den Vorteil, dass sie wussten, wohin sie flüchten sollten. So erzählt es uns Hans-Jörg Steinbrener im Interview: “Sie haben das große Glück gehabt: mein Großvater hatte sich 1932 als Wochenendsitz ein Schloss gekauft. Das liegt im heutigen Österreich, in der Nähe von Obernberg am Inn.”

Dort angekommen, wartete aber die nächste Überraschung auf die Vertriebenen:

Das Wochenendhaus wurde schließlich zum festen Wohnsitz der Steinbreners. Kurze Zeit später suchten sie bereits nach einem geeigneten Ort, um ihre Buchbinderei neu aufzubauen...