Prag - Vorboten eines Schicksals

Der Dichter Ivan Blatný – verehrt, verachtet und vergessen
Prag - Vorboten eines Schicksals

Gegen Ende des Jahres 1945 deutet in Prag bereits alles auf eine nahende kommunistische Herrschaft hin. Ivan Blatný sieht sich zu einer grundlegenden Entscheidung gezwungen und tritt aus Angst um seine Karriere, entgegen seiner Überzeugung, in die kommunistische Partei KPČ ein. Was Blatný noch nicht weiß – dieser Schritt wird ihm drei Jahre später einmal zur Flucht vor dem Regime verhelfen. Zunächst aber versucht der junge Dichter nicht aufzufallen und hält sich im Hintergrund. Es wird ruhiger um ihn.

1948 spitzt sich die politische Lage zu. Begonnen mit zahlreichen organisierten Massendemonstrationen, gelingt den Sozialisten schließlich der politische Umsturz. Nur drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges folgt erneut eine Zeit des Terrors und der Unterdrückung.

Der erst kürzlich aus dem Exil zurückgekehrte Präsident Edvard Beneš wird gezwungen, die sozialistische Regierung zu vereidigen, um einen Einmarsch der Roten Armee zu verhindern. Er beugt sich den Forderungen und muss daraufhin zurücktreten. Am 25. Februar 1948 übernimmt die kommunistische Partei KPČ die Macht in der Tschechoslowakei. Antonín Novotný wird Staatspräsident.

Bildrecht Titelbild: Wikmedia commons 

Bei diesem Machtwechsel handelt es sich um einen gewaltsamen Umsturz, der Todesopfer fordert.

Drei Minister des tschechoslowakischen Parlaments bekommen Briefbomben zugeschickt, welche glücklicherweise nicht funktionieren.

Der tschechische Außenminister Jan Masaryk jedoch wird am 10. März 1948 in seiner Dienstwohnung im Palais Czernin aus dem Fenster gestoßen und stirbt an seinen Verletzungen.

Von nun an verlangt das kommunistische Regime die bedingungslose Bejahung des Systems. Wer sich nicht beugt, dem droht die Eliminierung.

Ivan Blatný leidet wie viele seiner Dichterfreunde stark unter der Herrschaft des Regimes. Dies wird auch in seinen Werken aus dieser Zeit deutlich.

Als der Dichter dem politischen Druck nicht länger standhält, fasst er einen Entschluss. Er kann sich und seine Werke nicht länger einer Diktatur unterordnen und plant die Flucht aus der Tschechoslowakei.

Ausgerechnet seine Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei wird hier zur entscheidenden Fluchthilfe. Die KPČ entsendet Blatný als Teil einer Schriftstellerdelegation nach London, um dort die literarischen Erfolge des Landes zu repräsentieren.

Was die Partei nicht weiß, der Dichter plant, nicht zurückzukehren.