Hauptbahnhof Hof

Der Polizist an der Grenze
Hauptbahnhof Hof

Nach dem Mauerfall wurden die Aufgaben der Polizisten neu verteilt. So musste die Hofer Grenzpolizei vor der Wende die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR sowie zwischen der Bundesrepublik und der Tschechischen Republik überwachen. Außerdem waren die Passkontrolle und allgemeine polizeiliche Aufgaben Alltag eines Grenzpolizisten. Nach der Mauer übernahm die Landespolizei die allgemeinen polizeilichen Aufgaben. Für den Grenzschutz war ab diesem Zeitpunkt der Bundesgrenzschutz zuständig, heute die Bundespolizei.

Ein Polizist, der schon 21 Jahre lang bei der Bundespolizei arbeitet, hat uns seinen Alltag näher gebracht und erklärt, mit welchen Problemen er und seine Kollegen 25 Jahre nach dem Mauerfall zu kämpfen haben.

Illegale Einwanderung, grenzübergreifende Kriminalität, Drogen, Diebstahl und Trunkenheit. Ein Bundespolizist kommt mit vielen Konflikten in Verbindung, die Teil einer wichtigen Aufgabe Deutschlands sind: der einwandfreien Überwachung der Grenzen zu Lande, zu Wasser und aus der Luft.

Auch die Kollegen in Hof kämpfen in 12-Stunden-Schichten gegen diese  Probleme an. Der Alltag eines Bundespolizisten ist sehr abwechslungsreich. Er verbringt die meiste Zeit auf den umliegenden Autobahnen wie der A9, der A93 und der A72 und kontrolliert Fahrzeuge und Busse. Dabei muss er eine wichtige Regel beachten: bis zu 30 Kilometer darf die Bundespolizei Fahrzeuge und Personen kontrollieren. Überschreitet man diese Distanz, muss die Landespolizei solche Aufgaben übernehmen, das nennt sich dann Schleierfahndung. Doch nicht nur per Autobahn gelangen Personen über die Grenze nach Deutschland, sondern auch mit dem Zug. Deshalb ist der zweite große Einsatzort der Hauptbahnhof in Hof. Die Kollegen bei der Bundespolizei haben ihre Kontrollen in den letzten Jahren verschärft. Das liegt vor allem an dem Schengener Abkommen (mehr Infos zum Schengener Abkommen) und der damit verbundenen Grenzöffnung zu Tschechien im Jahr 2007.

Der steigende Flüchtlingsstrom nach Europa macht sich ebenso in den letzten Jahren in Hof bemerkbar. So fassten die Polizisten einen VW Sprinter, gefüllt mit insgesamt 35 Flüchtlingen aus Rumänien, China und Vietnam. Für die Bediensteten der Polizei ist dies nur Alltag. Mag die Zahl zuerst groß klingen, erklärt ein Bundespolizist, so gibt es Orte in Bayern, in denen noch viel mehr Flüchtlinge aufgegriffen werden, beispielsweise in Passau und Rosenheim. Täglich strömen hunderte Afrikaner, Syrer und Afghanen mit Bussen von Italien durch Österreich über die deutsche Grenze und werden dort in grenznahen Gebieten gefasst. Natürlich ist der Kontakt mit Flüchtlingen auch eine emotionale Herausforderung.  Wirtschaftlich verfolgte Flüchtlinge werden im Laufe der Zeit zurück in ihr Heimatland geschickt. Denn die Bundespolizei muss sich dabei an eine Anweisung halten: nur „Personen, die wegen ihrer Ethnie, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung verfolgt werden, genießen Asylrecht“. Die Reaktionen der abgeschobenen Flüchtlinge sind verschieden. Die Polizei muss teils gegen Gewalt ankämpfen, oft sind die Flüchtlinge aber sehr freundlich. Unser Angestellter bei der Bundespolizei erinnert sich auch an sehr spezielle und extreme Fälle, die ihn selbst berührt haben.

So geriet eine rumänische Familie ins Netz. Die Hofer Polizisten entdeckten diese beim Betteln und machten dabei eine unfassbare Entdeckung: die Kinder wurden von den Eltern stark verkrüppelt. So möchte man beim Betteln mehr Gewinn durch mehr Mitleid erzielen. Für die Kollegen in Hof ist dies keine Seltenheit mehr.

Unser befragter Polizist erinnert sich auch noch an einen über 2 Meter großen Chinesen. Dieser wurde via Wärmebildgerät gefasst. Der Mann hatte sein Kind, das im Heimatland misshandelt wurde, auf der Schulter sitzen. Die Tatsache, dass das Kind keine Arme und Beine mehr besitzt, war für alle Angestellten der Polizei ein Schock, der ihnen für immer im Gedächtnis bleiben wird.

Trotzdem gab es auch schöne Momente für die Polizeibeamten. So erzählt unser Hofer Bundespolizist von einer Buskontrolle mit 12-15 slowenischen Insassen. Nachdem diese erklärten, sie seien ein Orchester, sagte ein Polizist: „Ihr könnt doch net spielen!“. Er und seine Kollegen hatten anschließend große Freude daran, ein fünfzehnminütiges Konzert auf dem Rastplatz vorgeführt zu bekommen.

Der Polizist an der Grenze
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Der Polizist
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Authors & co-authors
Julia Zuber
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Stiftung Zuhören
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